AVM Fritz WiFi Mesh
Gegen Ende des letzten Jahres hat die berliner Firma AVM, welche für ihre Modem/Router Kombinationen bekannt sind in Deutschland (und umliegenden Ländern), einen riesen Coup gelandet: WiFi Mesh für viele bereits Jahre alten Router und Repeater.
Dank amerikanischen Firmen wie Eero ist WiFi Mesh zur Zeit in aller Munde, und das auch zurecht. Die Technologie bietet ein natürliches Interface (im Sinne das es eigentlich kein direktes Mesh Interface gibt und die Geräte alles selber steuern) und ist somit vielen anderen Lösungen für multi-AP WiFi Netzwerken weitaus überlegen. Leider ist WiFi Mesh jedoch gefühlt bis jetzt noch überhaupt nicht richtig angekommen in Deutschland. Eero lässt sich hier nicht bestellen, oder ist sehr teuer und andere Hersteller bieten nicht das an was man sich erhofft (WiFi über Ethernet zum Beispiel). Das nächste Problem hierbei ist, das viele Länder immer noch Modem und Router getrennt in verschiedenen Geräten haben, was in Deutschland quasi nicht mehr zu finden ist in der Preiskategorie eines Endverbrauchers. Somit müsste man das eingebaute WiFi am Router ausschalten und einen WiFi AP eines anderen Herstellers direkt daneben stellen, was absolut unnötigerweise Redundant ist. AVM hat das wohl auch erkannt und hat sehr fleißig solide WiFi Mesh Funktionalität in die eigene Firmware eingebaut. Wenn man Geräte aus den letzten paar Jahren von AVM besitzt, kann man sich die WiFi Mesh Funktion mit einem kostenlosen Firmware update holen und sofort loslegen.
Es wurde vor ein paar Jahren also eine Fritz!Box 7490 angeschafft und ein Fritz!Repeater 1750e. Ich persönlich war nie ein großer Fritz!Box Freund da die Hardware viel billiges Plastik in komischen Farben ausstrahlte und die Software absolut langsam war und einem Augenkrebs gab. Dies hat sich aber ca. in den letzten 18 Monaten deutlich geändert.
Nachdem beide das Update auf Version 6.9.1 bekamen musste ich lediglich nur noch mit dem WPS Tasten rumärgern, mehrere Male in den Keller und wieder nach oben rennen und plötzlich hatte ich ein Mesh Netzwerk und konnte in der Heimnetzübersicht sehen welche Geräte mit welchem WiFi AP verbunden waren und wann die Verbindung mit dem nächsten AP aufgebaut wurde, wenn ich mich durchs Haus bewegte. Dies geschiet quasi in Echtzeit und hat den nützlichen Nebeneffekt dass man Leute im eigenen Haus digital verfolgen kann.
Eine Sache hat mich an dem bestehendem Aufbau des Netzwerks aber gestört: WiFi Mesh über WiFi.
WiFi Mesh funktioniert nur da die APs miteinander kommunizieren in einem Management Netzwerk. Es wird ausgetauscht wer näher an welchen Geräten ist und wer wohlmöglich die Verbindung am besten übernehmen sollte. Passiert dies über WiFi hat man wieder Signale die gesendet werden auf einer bestimmten Frequenz. In diesen paar Millisekunden können alle anderen Geräte nichts senden oder empfangen.
Die Wahrscheinlichkeit das dies zu bemerken ist steht absolut gegen Null und WiFi Mesh über Ethernet wird nicht von AVM als erste Lösung empfohlen, ich bin jedoch trotzdem davon überzeugt, das man Ethernet benutzen sollte wenn vorhanden, auch für kürzere Strecken um das Mesh Management Netzwerk zu 100% über Ethernet laufen zu lassen (Ich vertrete diese Meinung aufgrund dieses Artikels).
Viele haben vor Jahren in CAT5e oder CAT6 investiert und jetzt liegen die Kupferkabel brach in den Wänden oder werden nur spärlich benutzt. Ethernet ist absolut nicht so flexibel wie WiFi und es ist auch nervig zu installieren und macht auch noch Dreck, jedoch sind genau das die Stärken. Die Installation geschieht nur einmal, WiFi APs werden nicht bewegt und wenn man ein wenig intelligent vorab plant (z.B. WiFi Mesh über WiFi ausprobieren und schauen wo die Geräte das Heim am besten Abdecken) kann man Häuser in jeder Form und Größe bestens vernetzen. Die WiFi Verbindung zwischen dem Endgerät und dem WiFi AP wird noch für eine ganze Weile das bottleneck sein und nicht das Ethernetkabel in der Wand wobei Ethernet auch nicht gestört werden kann durch Fremdsignale von Nachbarn oder anderen Geräten im eigenen Haushalt.
Somit reizt man die Stärken beider Technologien bestens aus.
AVM hat dabei richtig vorgelegt und meiner Meinung nach eins der besten Systeme für den Endverbraucher veröffentlich das ich bisher gesehen habe. WiFi Mesh über WiFi und Ethernet kann im gleichen Netzwerk fröhlich durcheinander gemischt werden, wobei sich die Software von AVM um alles kümmert. Man kann also vom Mesh Master (die Fritz!Box) ein Ethernetkabel verwenden um größere Strecken zu überbrücken und danach mehrere Fritz!Repeater mit Hilfe der Mesh Technologie hinter einander schalten.
Das einzige was mir an AVMs WiFi Mesh Implementierung absolut nicht gefällt ist das drücken der Tasten und rumgerenne durchs Haus. Alle Tasten auf allen Geräten müssen gefühlt verschieden Lange gedrückt werden und man hat auch nur ein bestimmtes Zeitfenster um dies zu tun. Der ganze Prozess erinnert sehr stark an Tastenkombinationen für Cheats in GTA. Ich verstehe absolut nicht warum der Vorgang nicht am Mesh Master über die Management Website gestarten werden kann und dann die WPS Taste am Fritz!Repeater gedrückt werden kann um wirklich sicher zu gehen welches Gerät ins Mesh Netzwerk eingefügt wird. Es fühlt sich sehr deutsch und mechanisch an, wobei man sich fragt ob keiner von AVMs Ingenieuren das eigene System ausprobiert hat im eigenen, mehrstöckigem Heim?
Ich werde auf jeden Fall trotz der Tastenkombinationen weiter in die Mesh Technologie von AVM investieren und weitere Geräte kaufen in der Hoffnung das neue Repeater veröffentlich werden die bessere Technologie besitzen, wie Tri-Band und MU-MIMO. Über das Design der Geräte lässt sich denke ich streiten aber meine Fritz!Box 7590 gibt mir Hoffnung für mehr Geräte mit Geschmackvollem Design aus Berlin.
Endlich ein deutscher Hersteller mit absolut solider Technologie und eigens entwickelten Geräten. Immer weiter so AVM! Ich bin gespannt was die Zukunft bringt.
02.02.2018